Lautstärkeanpassung in Samplern

Begonnen von huber71, 15. April 2008, 10:30:18

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

fooamp

Jetzt wird mir einiges klar! Dir ging es also eher um Dynamikkompression. Wer konnte das ahnen... Aber in Franks Artikel und durch die Links darinnen wird Dir sicherlich einiges deutlich werden. Viel Spaß beim Lesen.

huber71

ok Foobar, vielen Dank, so langsam komme ich auch dahinter  ;)

Vielleicht muss ich jetzt erst einmal mehr hören im Sinne von MP3s in Menge, als gleich nach dem Anspielen eines Tracks innerhalb einer "Schattenkopie" analysieren zu wollen ...

Grusß Huber59

huber71

Ich greife diesen schon alten Thread nochmals auf:

aus den damaligen Antworten wusste ich, daß eine Lautstärkeanpassung niemals von einer "mittleren Lautstärke" eines Tracks zu einer nach unten bzw oben korrigierten Fassung der anderen Tracks führt, sondern immer eine Absenkung beinhaltet.

Dennoch frage ich mich, warum immer alle Tracks db-mäßig nach unten korrigiert werden - wieso ist der lauteste nicht der Standard mit 0.00db Veränderung ?

Gruss Huber

fooamp

Ich hoffe, Frank verzeiht mir, wenn ich ihn mal hier (mit Quellenangabe natürlich) einkopiere:

Zitat von: http://www.audiohq.de/index.php?showtopic=23#Referenzlautstaerke
Nachdem Clipping nun eingeführt ist, lässt sich folgender Aspekt leichter nachvollziehen:

Da der Spitzenpegel in der Regel sehr nahe beim Maximum liegt, schlägt ReplayGain bewusst eine vergleichsweise geringe Referenzlautstärke vor. Tendenziell werden Tracks von CD in ihrer Lautstärke verringert, da eine Erhöhung aus genannten Gründen nicht empfehlenswert ist, möchte man Clipping vermeiden. Dies ist der Grund, aus dem mit ReplayGain abgespielte Audiodateien häufig als zu leise empfunden werden. Das Gegenteil ist der Fall: heutige CDs sind einfach zu laut.

Die generelle Empfehlung lautet an dieser Stelle, einfach den Lautstärkeregler am Verstärker oder an den Lautsprechern etwas weiter aufzudrehen. Während eine Erhöhung der Referenzlautstärke von 89 dB auf 92 dB eventuell noch erwägenswert ist, z.B. bei portablen Playern mit nicht hinreichend großen Lautstärkereserven, sollten Sie Empfehlungen ignorieren, die Lautstärke auf noch höhere Werte anzuheben.

huber71

ok - kapiert; 2 Anmerkungen dazu:

Zitat
Da der Spitzenpegel in der Regel sehr nahe beim Maximum liegt, schlägt ReplayGain bewusst eine vergleichsweise geringe Referenzlautstärke vor.

1. Kann ich davon ausgehen, daß das Wort "geringe" ersetzt werden müsste durch das Wort "geringere" (das ist keine Wortklauberei  :D)

2. Kann ich diesen Vorschlag ignorieren bzw abstellen denn: ich möchte gern der Entscheidungsträger sein, ob etwas in seinem Ursprung zu laut oder zu leise ist.
Dazu kommt die Aussage "heutige CDs sind einfach zu laut":

Welche CDs bzw Kategorien betrifft denn das? Fällt Klassik ebenso wie 3-instrumentierter Barjazz zusammen mit Heavy Metal in eine Aussage?  :gaga:

Gen. Bully

Hör dir doch mal n neuere Pop-CDs an, bzw. vergleiche mal über die Jahre. Da wird komprimiert und der Pegel angehoben, daß die Schwarte kracht. Man will ja im Radio auffallen, bzw. gegnüber anderem Geträller nicht als zu leise/undynamisch (ja, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun) empfunden werden. Ja lauter desto besser. Eine Tendenz, die die Metalproduzenten leider mitmachen. Obwohl die Musik in der öffentlichen (Radio)Wahrnehmung praktisch nicht stattfindet. Trauriges Beispiel die letzte Metallica zu Tode komprimierter, übersteuerter Soundbrei.
RPG (Foobar) liefert hier: -13,38dB! Die am lautesten abgemischte CD meiner Sammlung.
Die erste CD von Sting (1985) +0,61dB. Die CD von 2003 -8,61dB.
Duffy (2008) -9,88dB
Bruce Springsteen (1973) -2,88dB usw.
Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Loudness_war

huber71

Danke für diese Information, aber ich habe (ausser Jazz / Blues und gaaanz wenigen Popalben) primär Alben seit der Entwicklung/Einführung der CD 1984 bis ca zum Jahr 2005. Wie gesagt, auch neueren Datums aber noch einmal: weder Heavy Metal noch Garangenrock und wie die verwandten oder nicht verwandten Stilrichtungen heissen mögen ;-)

Springsteen-Informationen sindt da auch nicht besser da wir nicht wissen, wie die definitv analoge Ur-Aufnahme nachträglich digital übertragen wurde



Gen. Bully

Zitat von: huber59 in 26. November 2009, 21:13:21
Springsteen-Informationen sindt da auch nicht besser da wir nicht wissen, wie die definitv analoge Ur-Aufnahme nachträglich digital übertragen wurde

Stimmt. Ist aber die älteste CD, die ich habe, die nicht remastert wurde. Wahrscheinlich haben die da aber wirklich was dran gedreht beim Transfer von Platte auf CD.
Schau doch einfach mal nach wie die Entwicklung bei deinen Platten über die Jahre aussieht.

fooamp

#23
Zitat von: huber59 in 26. November 2009, 16:14:39
1. Kann ich davon ausgehen, daß das Wort "geringe" ersetzt werden müsste durch das Wort "geringere" (das ist keine Wortklauberei  :D)

Ich denke, daß "geringe" so gemeint ist. Es nimmt die Kritik vorweg: Vielen ist es zu leise (viele haben leider auch verlernt zu hören, schließlich senden fast alle Radiostationen immer komprimiert und laut). Der Vorteil aber liegt auf der Hand: Headroom.

Zitat von: huber59 in 26. November 2009, 16:14:39
2. Kann ich diesen Vorschlag ignorieren bzw abstellen denn: ich möchte gern der Entscheidungsträger sein, ob etwas in seinem Ursprung zu laut oder zu leise ist.

Nein, aber Du kannst beim Abspielen den Preamp höher setzen (Menü: File | Preferences | Playback). Du könntest auch nachträglich die RG-Werte für eine Datei oder mehre Dateien gleichzeitig per Hand manipulieren (Kontextmenü: ReplayGain | Edit ReplayGain Info), das würde ich aber eher lassen. Kann sein, daß externe Programme wie mp3gain den Zielwert einstellen können, weiß ich nicht; die arbeiten aber nicht mit tags, sondern schreiben die Werte in den Datenstrom und verändern somit die Datei (dazu nochmal Frank).

Zitat von: huber59 in 26. November 2009, 16:14:39
Dazu kommt die Aussage "heutige CDs sind einfach zu laut":

Hier nochmal ein Link zum berühmten "Over the Limit".

Zitat von: huber59 in 26. November 2009, 16:14:39
Welche CDs bzw Kategorien betrifft denn das? Fällt Klassik ebenso wie 3-instrumentierter Barjazz zusammen mit Heavy Metal in eine Aussage?  :gaga:

Das kommt darauf an. Hochwertige Klassikproduktionen werden sich hüten, alles "über das Limit" laut zu machen und womöglich noch zu komprimieren, denn erstens wandern verzerrte Steichquartette umgehend zum Händler zurück und zweitens gilt dasselbe, wenn die Querflöte genauso laut ist, wie ein volles Orchester. Bei billigen Ramschproduktionen oder sog. Lounge-CDs kann ich mir das schon eher vorstellen (insofern auch bei Barjazz, der ja als gleichpegeliger Hintergrund gedacht ist, während andererseits ein gutes Jazz-Trio sehr viel Wert auf Dynamik legt). Kurz: Es kommt auf die Wertigkeit der Produktion und die avisierte Zielgruppe an.

Nochmal zum Thema Radio: Wir haben hier einen Sender, der heißt Kla**ikradio ("Lufth***a präsentiert: Kuschelklassik über den Wolken"). Vergleicht man dessen Output mit den großen Kultursendern wie D-Radio oder D-Funk, merkt man schnell, daß auch Klassik befallen sein kann (sehr beliebt bei denen: Griegs "Morgenstimmung" aus "Peer Gynt" - alles eine Soße, von der schon erwähnten Querflöte am Anfang bis zum Orchestertutti).

Edit:

Das geht schon alles über "Einstieg" hinaus. Also verschoben nach "Allgemein".

huber71

@: an alle,

vielen dank für die vielen hinweise die mir zeigen, wie vehement und engagiert es auch bei diesem thema zugeht ...

meine absicht besteht lediglich darin, lautstärkeanpassung von tracks in mp3/flac-format unterschiedlicher quellen und cds zu erreichen; das heisst, daß ich diese nach genre selbst zusammengestellten albeninhalte nicht auch noch an anderer stelle in originalalben habe (also eben keine playlisten) und somit auch nicht angst haben muss, dass ich dann lautestärke-veränderte einzeltracks in dem dazugehörigen albenordner habe ...

@fooamp: die preamp-einstellungen werde ich mir mal ansehen  :)

danke auch für die interessanten infos bzgl internetradio: mein mediarechner im wohnraum hängt wohlweislich nicht am netz; zudem ist dieses thema für mich ohne jedes interesse, mag aber anderen lesern in diesem forum weiter helfen.

ansonsten: um vergleiche zwischen analogen originalaufnahmen und deren cd-überspielungen nach einführung der cd bzw die entwicklung von lautstärkepegeln im laufe der musikgeschichte kann und will ich mich ehrlich gesagt nicht kümmern; andererseits weiss ich aus 40jähriger erfahrung im intensiven umgang mit musik "aller" genres dass es schon immer bessere und schlechtere, lautere und leisere aufnahmen gegeben hat und dass man den lautstärkeregler seines verstärkers von schallplatte zu schallplatte und cd zu cd rauf bzw runter drehen musste.
Das "kleine problem", das ich heute im umgang mit digitalisierten dateien vom rechner sehe ist die sprunghaftigkeit, mit der man (oder nur ich?) in einem programm wie foobar zwischen alben und tracks hin und her schaltet bzw schalten kann was letztendlich zu "dauernden" laustärkeanpassungen am verstärker führt.
In zeiten, wo man eine platte oder cd auflegte, sich setzte und sonst was tat war man eher geneigt, das medium auch zu ende dudeln zu lassen und nicht ständig zwecks mediumwechsel aufzuspringen. daher bekam man die unterschiede so (schnell) auch gar nicht mit ...

sei's drum - hören wir weiter - gruss huber59

stefle

Zitat von: fooamp in 27. November 2009, 02:10:55
Hochwertige Klassikproduktionen werden sich hüten, alles "über das Limit" laut zu machen und womöglich noch zu komprimieren, denn erstens wandern verzerrte Steichquartette umgehend zum Händler zurück und zweitens gilt dasselbe, wenn die Querflöte genauso laut ist, wie ein volles Orchester.

Hab mich schon gefragt, ob Replay Gain bei Klassik überhaupt sinnvoll ist, denn es führt ja gerade dazu, dass ein Album mit Flöten-Mucke genauso so laut ist wie Mahlers Achte.
Und, wie Frank schon sagte, basiert Replay Gain auf einem psychoakustisch Modell, das die wirkliche Lautstärkeempfindung nicht in unbedingt zuverlässig voraussagen kann - und ich nehme deshalb an, dass Replay Gain einer manuellen Abstimmung durchaus unterlegen sein kann.
Bei Klassik stellt sich auch die Frage, ob man Alben mit mehreren CD als einzelnes Album scannen sollte. Nehmen wir einmal an, auf der einen CD befindet sich Cembalo-, auf der anderen Clavichord-Musik. Dann wäre es unnatürlich, wenn beides gleich laut wäre.

fooamp

Ja, ganz Deiner Meinung. Da Klassik-CDs ja eben auf Klang ausgerichtet und von Hause aus leiser und auch nicht durchkomprimiert sind, erübrigt sich ein ReplayGain, zumal eben das von Dir gesagte dazu kommt: Lautstärkeunterschiede sind Teil nicht nur der Musik, sondern auch des Stils oder der Epoche und auch der Interpretation. - Keine meiner Klassik-Aufnahmen ist einem ReplayGain unterzogen.

Ich habe mal stichpunktartig getestet: Fast immer korrigiert der RG-Scanner nach oben...